Legionellen-Pneumonie
Florian Thalhammer1,*,
Christoph Wenisch2,**,
Franz Allerberger3,
Petra Apfalter4,
Ojan Assadian5,
Rainer Gattringer4,
Andrea Grisold6,
Marco Idzko7,
Ursula Karnthaler8,
Cornelia Lass-Flörl9,
Daniela Schmid3,
Regina Sommer10,
Günter Weiss11 und
Johannes Zmill12
1Klinische Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin, Universitätsklinik für Innere
Medizin I, Medizinische Universität Wien;
24. Medizinische Abteilung mit Infektiologie, SMZ Süd – Kaiser-Franz-Josef-Spital
der Stadt Wien;
3Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), Wien;
4Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin, Ordensklinikum Linz Elisabethinen, Linz;
5Universitätsklinik für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle, Medizinische
Universität Wien;
6Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin, Medizinische Universität Graz;
7Klinische Abteilung für Pulmologie, Universitätsklinik für Innere Medizin II,
Medizinische Universität Wien;
8Geschäftsstelle Landessanitätsdirektion, Magistratsabteilung 15 – Gesundheitsdienst
der Stadt Wien;
9Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie, Department für Hygiene, Mikrobiologie und
Public Health, Medizinische Universität Innsbruck;
10Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie – Wasserhygiene, Zentrum für
Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie, Medizinische Universität Wien;
11Infektiologie, Immunologie, Rheumatologie, Pneumologie, Universitätsklinik für Innere
Medizin II, Medizinische Universität Innsbruck;
12SSC Betrieb – Technisches Facility Management, Generaldirektion der Unternehmung Wiener
Krankenanstaltenverbund, Wien
* E-Mail
für Korrespondenz
** E-Mail
für Korrespondenz
Unter Patronanz der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (ÖGIT),
der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und der
Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP)
(Publikation in Kooperation mit Medical Dialogue GmbH)
1. Epidemiologie
Die Inzidenz der Legionellen-Pneumonie ist in den letzten Jahren europaweit, auch in Österreich, gestiegen.
So betrug die Zahl der beim „European Centre for Disease Prevention and Control“ (ECDC) gemeldeten
Fälle im Jahr 2013 5.830, im Jahr 2016 bereits 7.069 [1]. In Österreich ist die
Zahl der gemeldeten Legionellen-Pneumonien von 100 im Jahr 2013 auf 218 im Jahr 2017 gestiegen. Zwischen 2016
und 2017 gab es einen Anstieg von 161 auf 218 Fälle – eine Steigerung um 35 %. Im
Gegensatz dazu ist jedoch die Zahl der Todesfälle nicht gestiegen, sondern sogar gesunken. Waren es 2013
14 Todesfälle (Letalität 14 %), so betrug die Zahl der Todesfälle 2017
10, was einer Letalität von 4,6 % entspricht [2].
Die Inzidenz der Legionellen-Pneumonie nimmt mit steigendem Lebensalter zu, wobei Männer häufiger
betroffen sind als Frauen (Verhältnis ca. 2 – 3 : 1;
s. Abb. 1) [3].
Es gibt mehrere Faktoren, die für den Anstieg der Legionellen-Pneumonien in Österreich verantwortlich sein
dürften:
- Zunächst führt der vermehrte Einsatz von Schnelltests bei Patienten mit Pneumonie zu mehr
Diagnosen (hier erfolgt der qualitative Nachweis von Legionella-pneumophila-Antigen in Harnproben
der Patienten).
- Seit 2014 besteht für Laboratorien eine Verpflichtung zur elektronischen Meldung von
Legionellen-Pneumonien (bzw. von Befunden, die für Legionellen-Pneumonien sprechen).
- Doch die oben genannten Punkte erklären nicht den gesamten Anstieg. Ein Teil des Anstiegs könnte
mit der globalen Klimaveränderung zusammenhängen [4]. So wurde 2014 ein
Zusammenhang zwischen einem besonders warmen, feuchten Sommer und einer erhöhten Fallzahl in den
Niederlanden und England festgestellt [5]. Im Frühjahr und Sommer 2017
beobachtete man in vielen europäischen Ländern, auch in Österreich, eine Zahl der
gemeldeten Fälle von Legionellen-Pneumonie, die um bis zu 40 % über der
erwarteten Fallzahl lag.
Die Übertragung von Legionellen auf den Menschen erfolgt in erster Linie durch aerosolisiertes Wasser
[6]. Die Klimahypothese besagt, dass in besonders warmen, feuchten Sommern schon das
Durchfahren einer Pfütze mit einem Auto genügen kann, um genügend Wasser für eine Ansteckung
zu aerosolisieren [4, 7].
In Österreich gibt es ein West-Ost-Gefälle; die (auf die Bevölkerungszahl bezogene) Inzidenz in
Vorarlberg und Tirol ist mehr als doppelt so hoch wie in Niederösterreich oder dem Burgenland
[2]. Dazu passt auch, dass die Schweiz bei etwa gleicher Einwohnerzahl erheblich mehr
Legionellen-Pneumonien hat als Österreich – im Jahr 2017 waren es knapp 500 (wobei der Anstieg um
35 % gegenüber 2016 genau jenem in Österreich entspricht). Eine Erklärung
für diese geografischen Unterschiede gibt es derzeit nicht.
Der Anstieg von Legionellen-Pneumonien – aufgrund der mittlerweile ausgezeichneten Surveillancesysteme
in den österreichischen Spitälern – ist nicht auf vermehrtes Auftreten in Krankenhäusern
zurückzuführen (der Anteil von Krankenhaus-assoziierten Legionellen-Pneumonien betrug früher ca.
ein Drittel und ist nunmehr auf 3 % abgesunken, und bei nosokomialen Fällen gibt es
kein West-Ost Gefälle), sondern vielmehr auf eine Zunahme der ambulanten und reiseassoziierten Fälle
(wobei es keine Assoziation mit einem bestimmten Land oder einer bestimmten Region gibt).
Die häufigste Infektionsquelle, die bei Ausbrüchen beschrieben wurde, waren kleine, mit Ventilatoren
betriebene Kühltürme, sogenannte Rückkühlwerke, die im Zusammenhang mit der steigenden
Anzahl von Klimaanlagen, z. B. beim Neubau von Bürohäusern, zweifellos eine
zunehmende Rolle spielen [6]. Dazu passt auch, dass die höchsten Fallzahlen in den
Sommermonaten vorkommen [3].
Key-Points für die Praxis:
- Zwar hat die Zahl der Legionellen-Pneumonien in Österreich wie auch international zugenommen, die
Mortalität ist jedoch gesunken, sogar in absoluten Zahlen.
- Die Zahl der nosokomialen Legionellen-Pneumonien ist seit vielen Jahren unverändert.
- Die erhöhte Inzidenz ist neben der vermehrt angewandten spezifischen Diagnostik
(v. a. Schnelltests) vor allem auf ambulante und reiseassoziierte Infektionen
zurückzuführen.
2. Diagnostik
2.1 Kultur
Der kulturelle Legionellen-Nachweis gilt in der mikrobiologischen Diagnostik der Legionellen-Pneumonie nach wie
vor als Goldstandard. Geeignetes Probenmaterial hierfür ist respiratorisches Sekret, das aus dem unteren
Respirationstrakt durch endotracheale Absaugung (über Ventilationstubus, Tracheostoma), Bronchoskopie oder
bronchoalveoläre Lavage (BAL) gewonnen wird. Bei Vorliegen eines produktiven Hustens erwies sich auch das
spontan oder durch Provokation expektorierte respiratorische Sekret (i. e. Sputum) als
akzeptable Alternative zu den invasiv gewonnenen Sekretproben [9]. Nur in seltenen
Fällen werden Lungenabstrich (post mortem), Lungenbiopsat und Blutproben zur kulturellen
Untersuchung herangezogen.
Die Sensitivität variiert abhängig vom Schweregrad der Erkrankung und von der Tiefe im
Respirationstrakt, in der das Sekret für die Untersuchung gewonnen wird, zwischen
< 10 % und 80 %. Eine Antibiotika-Vorbehandlung,
d. h. eine Legionellen-wirksame Antibiotikatherapie, eingesetzt vor Probengewinnung,
erschwert bzw. verunmöglicht einen kulturellen Nachweis von Legionellen im respiratorischen Sekret
[10,11]. Die Spezifität liegt bei nahezu
100 %. Wird die kulturelle Untersuchung bei Patienten durchgeführt, bei denen eine hohe
Wahrscheinlichkeit für eine Legionellen-Pneumonie vorliegt (typische klinische und anamnestische Kriterien,
hoher Legionellen-CAP-Score; s. u. Punkt 3.1), ist der negative
Vorhersagewert des kulturellen Testverfahrens für einen sicheren Ausschluss einer Legionellen-Infektion zu
niedrig (36 – 72 %); d. h. eine negative
Legionellen-Kultur soll ausschließlich in Zusammenschau mit dem Ergebnis des Harnantigen-Tests interpretiert
werden; hingegen liegt der positive Vorhersagewert der kulturellen Untersuchung beim Patienten mit einem hohen
Legionellen-CAP-Score bei ~ 100 %
[10 –12].
Die Dauer des kulturellen Nachweisverfahrens stellt in der klinischen Diagnose einen Nachteil dar; die maximale
Bebrütungszeit beträgt zehn Tage; bei Vorliegen einer Legionellen-Pneumonie und adäquatem
respiratorischem Probenmaterial ist bereits nach drei bis fünf Tagen eine Koloniebildung zu erwarten. Der
kulturelle Nachweis ermöglicht die Isolat-basierte Legionellen-Speziesbestimmung (mittels
Latex-Agglutination, MALDI-TOF) und im Fall von Legionella pneumophila weitere Stammcharakterisierung
durch Serotypisierung (Serogruppe, Sg 1 – 15 und MAb-Subgruppe) und
Genotypisierung mittels Ganz-Genomsequenzierung. Letztere Typisierungsmethode analysiert das speziesspezifische
Allel-Muster des Kerngenoms, das mit dem der Legionellen-Wasserisolate aus epidemiologisch-assoziierten
wasserführenden Systemen verglichen wird [13]. Hiermit kann die Infektionsquelle
– das Legionellen-Reservoir – sowohl bei einzelnen Fällen als auch bei Ausbrüchen
identifiziert werden [10,11].
2.2 PCR-Verfahren
Die Untersuchung des respiratorischen Sekrets auf Legionellen-Nukleinsäure mittels PCR-basierter
Testverfahren (gegenwärtig zumeist Real-Time-PCR) stellt ein weiteres direktes Nachweisverfahren dar.
Sekret aus dem unteren Respirationstrakt – adäquat gewonnenes Sputum (s. o.),
Bronchialsekret oder BAL-Flüssigkeit – sind das geeignete Probenmaterial. Die Sensitivität
dieses Tests ist wie beim kulturellen Testverfahren bestimmt durch den Schweregrad der Legionärskrankheit
und die Tiefe, in der das Sekret aus dem respiratorischen Trakt gewonnen wurde, und variiert zwischen 30 und
100 %. Die meisten PCR-basierten molekularen Nachweisverfahren zeichnen sich durch hohe
Spezifität aus (~ 100 %). PCR-basierte Testverfahren liefern innerhalb weniger
Stunden nach Probengewinnung Resultate mit Angabe zur Legionella-Spezies
[10,11].
2.3 Legionellen-Harnantigen
Die Entwicklung von Testverfahren zur Legionellen-Antigendetektion im Harn hat die Legionellen-Diagnostik
vereinfacht und beschleunigt. Die Ausscheidung von Antigen im Harn beginnt bei Legionellen-Infektion ca.
24 Stunden nach Einsetzen der Symptomatik und dauert einige Tage bis Wochen an. Als Testmethoden kommen
der Enzymimmunoassay (EIA / ELISA) und der „Lateral-Flow Immunoassay“, zu dem auch
der immunchromatographische Schnelltest (LFA / ICT) gehört, zur Anwendung.
Laut Angaben aus Herstellerstudien liegt die Sensitivität der ELISA- und ICT-basierten Harnantigen-Tests
im Vergleich zur Kultur bzw. im Vergleich zum ELISA-basierten Harnantigen-Test zwischen 87 und
97 %, die Spezifität zwischen 86 und 100 % [14].
Nach Ergebnissen einer Metaanalyse aus dem Jahr 2009 von klinischen Studien betreffend Testcharakteristika der
EIA-, ELISA- und LFA / ICT-basierten Legionella-Harnantigen-Tests im Vergleich zum kulturellen und
serologischen Testverfahren als Referenz liegt die gepoolte Sensitivität der EIA-, ELISA- und
LFA / ICT-basierten Tests bei 74 % und die Spezifität bei
99 % [15]. Stratifiziert man nach Testmethode, zeigt sich bei
ELISA-basierten Tests eine Sensitivität von 78 % und bei ICT-basierten Tests von
86 % (79 % – 94 %)
[15]. Durch Legionellen-Antigenkonzentrierungsverfahren,
z. B. mittels Ultrafiltration, erreicht man eine deutliche Erhöhung der
Sensitivität bis zu 90 %, gemäß Angaben einer Übersichtsarbeit zur
Legionellen-Labordiagnostik aus dem Jahr 2015 [11]. Die Spezifität liegt für
alle Harnantigen-Testmethoden (EIA / ELISA, ICT) bei annähernd 100 %
[15]. Geht man von der geringen Prävalenz der Legionellen-Pneumonie in der
Allgemeinbevölkerung aus (2017: gemeldete Inzidenz von 2,5 Fällen pro 100.000
Bevölkerung), ist zu bedenken, dass der Vorhersagewert eines positiven Harnantigen-Tests für die
Diagnosefindung nur bei Vorliegen der für die Legionellen-Pneumonie typischen klinischen Kriterien
(Legionella-CAP Score ≥ 4 assoziiert mit einer 66 %
Legionellose-Wahrscheinlichkeit; s. Punkt 3.1) verlässlich hoch ist; bei nicht
entsprechenden klinischen oder anamnestischen Kriterien sollte jedenfalls das positive Ergebnis des
Legionellen-Harnantigen-Tests kritisch hinterfragt und auch andere Pneumonie-Erreger in Betracht gezogen werden
(niedrige Prävalenz einer nachzuweisenden Krankheit = niedriger PPW). Angaben zu klinischen Kriterien auf
Zuweisung bzw. Probenbegleitschein sind für das untersuchende Labor zur Ergebnisinterpretation sehr
hilfreich (der Probenbegleitschein der AGES ist diesbezüglich adaptiert).
Die Sensitivität ist bei allen validierten Harnantigen-Tests der Spezifität unterlegen
(70 – 90 %) [11]; bei einem Patienten mit hoher
Wahrscheinlichkeit für eine Legionellen-Pneumonie (Legionella-CAP-Score ≥ 4) liegt
der Vorhersagewert für den negativen Harnantigen-Test zwischen 63 und 84 %. Es ist
empfehlenswert, bei diesen Patienten die Ergebnisse der kulturellen und molekularen Untersuchungen des
respiratorischen Sekretes auf Legionellen und andere Pneumonie-Erreger jedenfalls abzuwarten, bevor ein
Ausschluss einer Legionellen-bedingten Pneumonie in Erwägung gezogen wird. Darüber hinaus ist zu
bedenken, dass der Großteil der verfügbaren Harnantigen-Tests ausschließlich das Antigen von
L. pneumophila der Sg 1 detektiert [3]. Zur Verlaufskontrolle ist die
Bestimmung des Legionellen-Antigens im Harn NICHT geeignet.
2.4 Serologie
Der indirekte serologische Nachweis einer Legionellen-Infektion, auf Basis von ELISA oder indirektem
Immunfluoreszenz-Assay, findet im klinischen Alltag für die Bestätigung einer floriden Infektion mit
Legionellen keine Anwendung mehr. Wird zwar ein singulär hoher Titer von
L.-pneumophila-Sg-1-spezifischen Antikörpern in der EU-Falldefinition noch als Laborkriterium eines
wahrscheinlichen Falles akzeptiert (Achtung: missverständlich bei präexistierender hoher
Seroprävalenz), gilt jedoch nur ein signifikanter Titer-Anstieg (vierfach) im Serumpaar (Akut- und
Konvaleszenz-Phase mit 3 –10 Wochen Abstand) als bestätigendes Laborkriterium.
Dieses Testverfahren wird auf Basis seiner geringen Sensitivität (nicht alle Fälle weisen eine
Serokonversion auf), geringen Spezifität (hohe Kreuzreaktivität) und fehlenden Zeitgerechtigkeit
und in Anbetracht ausreichend verfügbarer Testverfahren zum direkten Erregernachweis mit rasch
verfügbaren Ergebnissen (Harnantigen-Test, PCR) bald nur mehr in retrospektiven epidemiologischen Studien
zu finden sein [10,11].
Key-Points für die Praxis:
- Drei Nachweisverfahren bestimmen gegenwärtig die Labor-Diagnostik der Legionellen-Pneumonie: die
kulturelle Untersuchung, die auf Nukleinsäure-Amplifikationstechnik basierte molekulare (real-time
PCR) Untersuchung des respiratorischen Sekrets aus dem unteren Respirationstrakt (adäquat
gewonnenes Sputum, Bronchialsekret, BAL-Flüssigkeit) und die Untersuchung einer Harnprobe auf
Legionellen-Antigen.
- Alle drei Testverfahren haben ihre Stärken und Limitationen.
- Im Patientenkollektiv mit klinischen und anamnestischen Kriterien einer Legionellen-Pneumonie (hoher
Legionellen-CAP-Score) ist der Harnantigen-Test in Anbetracht des hohen positiven Vorhersagewertes, der
einfachen Anwendbarkeit, raschen Ergebnisverfügbarkeit und nicht invasiven Probengewinnung das
Testverfahren der ersten Wahl.
- Bei Patienten mit hohem Legionellen-CAP-Score ist ein negatever Harnantigen Test (negativer
Vorhersagewert: 68 – 84 %) stets in Zusammenschau mit den
Ergebnissen der kulturellen und molekularen Untersuchung des respiratorischen Sekretes zu interpretieren.
- Die Legionellen-Kultivierung ist epidemiologisch relevant für die Ganzgenom-basierte
Stamm-Charakterisierung.
- Die Serologie ist für den klinischen Alltag von geringer Praktikabilität.
3. Klinik und Therapie
3.1 Klinik
Das klinische Bild einer Legionellen-Erkrankung reicht von gänzlich asymptomatischem Verlauf über
grippeähnliche Symptome – wie Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit, Bewegungsstörungen,
Schüttelfrost – bis hin zu lebensgefährlichen Verläufen. Die klassische Trias besteht aus
Pneumonie, Durchfall und Verwirrtheit, wobei Durchfall bei 25 bis 50 %, Verwirrtheit bei
20 bis 35 % der Patienten auftritt. Die Inkubationszeit liegt bei zwei bis zehn Tagen
[16]. Häufig findet sich bei Diagnose eine Hyponatriämie.
Es gibt zwei unterschiedliche Krankheitsbilder: die Legionellen-Pneumonie und das sogenannte Pontiac-Fieber,
eine akute, fieberhafte Erkrankung ohne Lungenentzündung [6].
Tabelle 1 zeigt die Unterschiede zwischen diesen Krankheitsbildern.
Darüber hinaus gibt es noch andere, extrarespiratorische Manifestationen, wie z. B.
Wundinfektionen beim Baden. Die Häufigkeit solcher Manifestationen ist unbekannt, ebenso ihre
Inkubationszeit. Schließlich ist noch die inapparente Serokonversion zu nennen, die Schätzungen zufolge
ca. 100-mal häufiger vorkommt als die Legionellen-Pneumonie [17].
Laut Literatur erkranken 0,2 bis 4,7 % der infizierten Personen. Von den erkrankten Personen
versterben ca. 10 % [6,18].
Der Schweregrad der Legionellen-Pneumonie ist zumeist hoch. So zeigte eine Studie aus Deutschland, dass von
17 Fällen keiner ambulant, fünf auf der Normalstation und die restlichen zwölf auf der ICU
behandelt wurden [19].
Da die Diagnostik einer Legionellen-Pneumonie nicht immer ganz einfach ist, wurde ein Legionellen-CAP-Score
entwickelt. Er besteht aus den folgenden sechs Parametern (ein Punkt pro erfülltem Parameter):
- Körpertemperatur > 39,4 °C
- Kein Sputum
- Natrium < 133 mmol/l
- LDH > 225 U/l
- CRP > 187 mg/l
- Thrombozyten < 171 G/l
In einer Studie hatten Patienten mit einem Score von 0 oder 1 nur in 3 % eine
Legionellen-Pneumonie, Patienten mit einem Score ≥ 4 hingegen in 66 %
[20].
Um die Zahl der Legionellen-Tests auf jene Patienten zu beschränken, bei denen ein klinischer Verdacht
besteht, sollte einerseits der Score Verwendung finden, andererseits können folgende Parameter speziell
berücksichtigt werden:
- Anamnese (Dusche, Wellness, Fernwärme, …)
- erhöhte LDH (kommt bei Pneumokokken-Pneumonie seltener vor)
- Durchfall (bei einem Drittel der Patienten; kann dem Lungeninfiltrat vorausgehen!)
- Thrombopenie
Zum Stellenwert der Auskultation: diese hat einen negativen prädiktiven Wert von 96 %,
jedoch einen positiven prädiktiven Wert von nur 57 %, d. h. bei
blander Auskultation ist eine Pneumonie relativ unwahrscheinlich (hängt jedoch von der Mitarbeit des
Patienten ab; kaum Geräusche finden sich bei Patienten mit Lungenemphysem, Fassthorax oder primär
interstitieller Präsentation).
Key-Points für die Praxis:
- Die klassische Trias der Legionellen-Pneumonie besteht aus Pneumonie, Durchfall und Verwirrtheit. Dazu
kann hohes Fieber kommen.
- Der Schweregrad der Legionellen-Pneumonie ist zumeist recht hoch – die Letalität liegt bei
ca. 10 %.
- Neben der Legionellen-Pneumonie kann sich die Infektion auch als Pontiac-Fieber manifestieren, das ohne
Lungenentzündung einhergeht und keine erhöhte Letalität aufweist.
- Sinnvoll ist eine Legionellen-Diagnostik vor allem bei klinischem Verdacht (CAP-Score
≥ 4; Anamnese, LDH-Erhöhung, Durchfall, Thrombopenie; Hyponatriämie).
- Ein unauffälliger Auskultationsbefund macht eine Pneumonie eher unwahrscheinlich (Ausnahmen s.
oben); eine positive Auskultation beweist eine Legionellen-Pneumonie jedoch nicht.
3.2 Therapie
Als antimikrobielle Optionen kommen drei Substanzgruppen infrage: Chinolone, Makrolide und Tetrazykline.
Betalaktame scheiden aus, da sie keine Wirkung auf intrazelluläre Erreger wie Legionella spp.
entfalten.
In der deutschen S3-Leitlinie von 2016 werden Moxifloxacin oder Levofloxacin als erste Wahl, Azithromycin oder
Clarithromycin als Alternativen bezeichnet [21].
Prinzipiell ist festzuhalten, dass es keine prospektiven Therapiestudien gibt und die publizierten Daten meist
aus retrospektiven Analysen von Legionellenausbrüchen resultieren. In einer Studie wurde eine
Überlegenheit von Levofloxacin gegenüber Makroliden (Clarithromycin, Azithromycin) sowohl hinsichtlich
der Wirksamkeit als auch des Nebenwirkungsprofils gezeigt [22]. Eine rezentere Arbeit fand
jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen Levofloxacin und Azithromycin [23]. Eine
retrospektive Analyse hingegen ergab eine Überlegenheit von Fluorchinolonen gegenüber anderen
Antibiotika bezüglich der Mortalität auf der ICU [24].
Von einer Kombinationstherapie mit Rifampicin, wie sie früher üblich war, wird heute eher abgeraten,
einerseits weil sie gegenüber anderen, heute zur Verfügung stehenden Optionen keinen Vorteil bringt
[22], andererseits wegen des hohen Interaktionsspektrums [25].
Als Second-Line-Therapie ist auch die Verwendung von Tigecyclin [26] oder Doxycyclin
[27] beschrieben; allerdings müssten beide Antibiotika ausreichend hoch dosiert werden
(TD 200 – 300 mg). Resistenzmechanismen gegen Makrolide (ribosomale
Mutationen, Effluxpumpen) sind sehr selten, aber beschrieben [28].
Die Therapiedauer sollte heute sieben bis zehn Tage betragen [21], während früher
drei Wochen gefordert wurden.
Key-Points für die Praxis:
- Therapie der ersten Wahl ist ein modernes Chinolon (Levofloxacin 2 x 500 mg,
Moxifloxacin 1x 400 mg) oder alternativ ein Makrolid (auf ausreichende
Dosierung achten! – Clarithromycin 2 x 500 mg, Roxithromycin
2 x 300 mg, Azithromycin 1x 1,5 g i.v. als Single Shot).
- Doxycyclin oder Tigecyclin (jeweils 1x 200 – 300 mg täglich) kommen
als zweite Wahl infrage.
- Die Zugabe von Rifampicin ist obsolet.
- Die Therapiedauer soll 7 –10 Tage betragen.
4. Outbreak und Risiko
Als „Rezept“ für Ausbrüche von Legionärskrankheit lässt sich das Zusammentreffen
folgender Faktoren definieren: schlecht gewartete Wassersysteme – Aerosolisierung – Stamm mit hoher
Virulenz – hohe Bakterienkonzentration – empfänglicher Wirt. Im Folgenden wird die
Risikosituation aus zwei Blickwinkeln beschrieben: aus Sicht des Menschen und aus Sicht des Vorkommens von
Legionellen in der Umwelt.
4.1 Beim Menschen
Von den im Jahr 2016 in Österreich aufgetretenen 161 Fällen von Legionärskrankheit waren
67 % (n = 108) ambulant erworben, 30 %
(n = 49) in Beherbergungsbetrieben [3]. Von den 108 ambulant
erworbenen Fällen wurde bei 17 eine wahrscheinliche Infektionsquelle ausfindig gemacht. Dabei handelte es sich in
erster Linie um Trinkwasser-Erwärmungsanlagen. Bei ausländischen Touristen traten 34 Fälle in
Österreich auf; dies waren Personen, die sich während der Inkubationszeit in Hotels, auf Campingplätzen
oder einem Schiff aufgehalten hatten. In all diesen Fällen wurde L. pneumophila Sg 1
diagnostiziert. Diese Serogruppe zeigt weltweit die stärkste Häufigkeit und die höchste Virulenz
[29].
In einer europäischen Studie mit 1.335 Fällen zeigten Legionellen Sg 1, die positiv bezüglich
eines virulenzassoziierten Epitops (MAb 3 /1) waren, mit 67 % die
größte Häufigkeit [30]. Das mediane Manifestationsalter einer Legionelleninfektion
lag in Österreich im Jahr 2016 bei 61 Jahren. Die Hauptrisikofaktoren sind Alter, männliches
Geschlecht, Rauchen bzw. chronische Lungenerkrankungen und Immunsuppression [3].
Tabelle 2 listet Risikofaktoren detaillierter auf.
Legionellen aktivieren ihre Virulenzgene intrazellulär, also beim Menschen in Alveolarmakrophagen. Die
pathogene Wirkung hängt ab von: der Legionellenkonzentration des Wassers, der Art des Aerosols, der
Intensität der Verbreitung, der Virulenz des Stamms und den natürlichen Abwehrkräften des
Betroffenen. Personen mit einem geschwächten Immunsystem reagieren auf eine entsprechend hohe Konzentration
von Erregern in Aerosolen anfälliger als Gesunde.
Key-Points für die Praxis
- Die wichtigsten Risikofaktoren zur Entstehung einer Legionelleninfektion sind Alter, männliches
Geschlecht, Rauchen / COPD und Immunsuppression.
- Ob sich eine Infektion manifestiert, hängt auch davon ab, wie massiv die Exposition gegenüber
Legionellen ist und um welchen Stamm es sich handelt.
4.2 In der Umwelt
Da der Großteil der Legionellen-Pneumonien heute außerhalb von Gesundheitseinrichtungen auftritt, ist die
Lebensweise und die Verbreitung dieser Bakterien von Bedeutung (s. dazu auch die
Fact Box).
Die Ausbreitung von Legionellen in Aerosolen ist über beträchtliche Distanzen möglich, angegeben
werden sieben bis zehn, in manchen Arbeiten sogar bis zu 20 km Abstand
[33, 34] – dies ist weiter als früher angenommen und
natürlich für die Untersuchung von Ausbrüchen von erheblicher Bedeutung.
Neben Kalt- und Warmwassersystemen von Gebäudeinstallationen sind mögliche Ausbruchsquellen auch
offene Kühltürme oder Autowaschanlagen (hier gab es einen rezenten Fall in Österreich). Aufgrund
der Seltenheit von Legionellen-Pneumonien zeigt sich anhand der ECDC-Daten, dass ein einzelner Ausbruch die
Statistik stark verändern kann. So machten im Jahr 2013 Wassersysteme 91 % der Quellen
für ambulante Infektionen aus, Kühltürme weniger als 1 % [35].
Im Jahr 2014 hingegen waren Wassersysteme nur in 40 %, Kühltürme aber in
58 % verantwortlich – Letzteres ist aber auf einen einzigen Ausbruch in Portugal
zurückzuführen [36].
Kühltürme stellen dann eine Gefahr für eine Emission von Legionellen dar, wenn sie ein offenes
Wassersystem aufweisen. Auch Straßenreinigungsfahrzeuge, die mit Wasser arbeiten, können Ursache
für Ausbrüche werden [37].
Ebenso können auch Kläranlagen als Ausbruchsquellen infrage kommen. Es ist zu beachten, dass der
Nachweis von Legionellen in einer Probe noch kein Beweis dafür ist, dass es sich hierbei um eine
Ausbruchsquelle handelt. Dies kann nur mittels molekulargenetischer Vergleiche ermittelt werden. Es muss darauf
hingewiesen werden, dass ein Großteil der Fälle von Legionelleninfektion nicht auf eine spezifische Quelle
zurückgeführt werden kann.
Key-Points für die Praxis
- Ausbruchsquellen können Wassersysteme, Kühltürme, Autowaschanlagen etc. sein.
- Legionellen können über Aerosole mit dem Wind kilometerweit übertragen werden.
- Der Nachweis von Legionellen in einer Probe besagt noch nicht, dass es sich dabei um eine Ausbruchsquelle
handelt.
- Der Großteil der Legionellenfälle in Österreich und in Europa konnte nicht auf eine bestimmte
Quelle zurückgeführt werden.
5. Öffentliche Gesundheit
Das österreichische Epidemiegesetz sieht eine Meldepflicht für Erkrankungs- und Todesfälle der
Legionärskrankheit (Legionellen-Pneumonie) vor.
Ergänzend dazu liegen weitere Gesetze vor, die einen Bezug zur Legionellen-Thematik aufweisen.
Die Gewerbeordnung, das Bäderhygienegesetz, das Krankenanstalten- und Kuranstaltengesetz und die
entsprechenden Ausführungsgesetze der Länder, das Wiener Wohn- und Pflegeheimgesetz (WWPG)
sowie analoge Bestimmungen in den Bundesländern enthalten Bestimmungen, die darauf abzielen, dass von
Anlagen keine Gefahr für das Leben oder die Gesundheit von Menschen ausgeht bzw. dass Maßnahmen gesetzt
werden, die der Erkennung, Überwachung, Verhütung und Bekämpfung von Infektionen dienen.
Wird nach dem Epidemiegesetz eine Legionellen-Pneumonie gemeldet, so sind die Amtsärzte verpflichtet,
Erhebungen und Untersuchungen einzuleiten, die dazu dienen, die Infektionsquelle zu identifizieren und die
Weiterverbreitung der Erkrankung nach Möglichkeit zu verhindern. Dabei sind die Betreiber jener
Einrichtungen und Anlagen, die als (mögliche) Infektionsquelle identifiziert wurden, wesentliche
Ansprechpartner bei den Erhebungen und Maßnahmenplanungen, für deren Umsetzung auch weitere Behörden
eingebunden werden können (z. B. Gewerbe-, Baubehörde u. a.).
Die im Anlassfall zu treffenden Maßnahmen hängen jedenfalls von der individuellen Situation ab.
Für bestimmte Anlagen gelten gesetzliche Vorgaben oder behördliche Auflagen für die
Betriebsführung (z. B. Wartungsintervalle, Wasseruntersuchungen
u. ä.), die in erster Linie den präventiven Ansatz zur Minimierung der
Konzentration an Legionellen in den wasserführenden Systemen verfolgen.
Key-Point für die Praxis
- Die Legionellen-Pneumonie ist in Österreich meldepflichtig.
6. Krankenhaushygiene
Für die Gefährdungsanalyse und das Risikomanagement von Trinkwasserversorgungssystemen und
Trinkwassererwärmungsanlagen hinsichtlich der Verhinderung von nosokomialer
Legionelleninfektion sind verschiedene Regelwerke vorhanden:
Gemäß ÖNORM B 5019 2017 werden bezüglich des Gefährdungspotenzials
für eine Legionelleninfektion vier Risikogruppen unterschieden.
Diese Risikogruppen unterscheiden sich durch die maximal tolerierbare Legionellenkonzentration im Wasser.
In Bereichen mit immunesupprimierten Patienten werden geringere Konzentrationen toleriert als in Bereichen ohne
immunsupprimierte Patienten. Das Überwachungs- und Sanierungskonzept der ÖNORM ist darauf ausgerichtet.
Für beide Risikogruppen gilt, dass regelmäßige Untersuchungen des Warmwassers auf Legionellen
entsprechend einem eigenen Überwachungskonzept oder der Behördenvorschreibung, im Anlassfall
umgehend, durchzuführen sind.
Derzeit lautet die generelle Empfehlung, in Krankenhäusern die Warmwassertemperatur bei
55 °C, die Speichertemperatur bei 60 °C zu halten.
Finden sich Legionellen in stark erhöhten Konzentrationen
(> 105 KBE / Liter), so sind Nutzungseinschränkungen
(z. B. Duschverbot, Einschränkung des Zähneputzens) vor allem bei
immunsupprimierten Patienten erforderlich. Ab 104 KBE / Liter ist jedoch
eine unverzügliche Sanierung erforderlich. Das Ziel der ÖNORM B 5019 liegt in der
Sicherstellung von Wasser mit einer möglichst niedrigen Legionellenkonzentration. Es ist auch bei
Anwendung der ÖNORM B 5019 nicht möglich, nosokomiale Legionellen-Pneumonien ganz zu
verhindern, da eine Vielzahl anderer relevanter Faktoren (Immunsituation des potenziellen Infektionsziels, Art
und Menge der Übertragung; siehe auch die Tabellen 1 und 2) in
einer technischen Norm naturgemäß unberücksichtigt bleiben.
Ob von einem wasserführenden System ein Gesundheitsrisiko ausgeht, hängt von vielen Faktoren ab, wie
Aerosolbildung, Aerosolstabilität, Luftfeuchtigkeit, Lufttemperatur, Windrichtung sowie Virulenz und
Infektiosität der Legionellenstämme. Diese Frage lässt sich durch die
routinemäßige Untersuchung von Wasserproben, die jeweils eine Momentaufnahme darstellt, nur sehr
eingeschränkt beantworten.
Dazu kommt, dass sich bei der Kultivierung von Legionellen aus Wasserproben, aufgrund störender
Begleitmikroorganismen und je nach eingesetztem Aufwand bei der Analysenmethode, Limitationen ergeben.
Aus diesem Grund werden in manchen Wassersicherheitsplänen (z. B.
[38 – 40]) Wasseruntersuchungen
nur mehr in spezifischen Situationen wie z. B. vor Inbetriebnahme von
Neu- / Zu- / Umbauten, zur Überprüfung von Betriebsmanagementmaßnahmen
und im Rahmen von Ausbruchsuntersuchungen zur Sekundärprävention durchgeführt.
Die Möglichkeit von falsch-negativen Ergebnissen bei anlassloser (z. B.
routinemäßiger) Probenahme könnte das Risiko unterschätzen und den Effekt von
Kontrollhandlungen bzw. Maßnahmen überschätzen. Es wird daher die ubiquitäre
Anwesenheit von Legionellen in Wassersystemen angenommen und die Risikomanagementstrategie auf
primäre technische Präventionsmaßnahmen sowie sekundäre Prävention bei
nosokomialer Legionellen-Pneumonie ausgerichtet.
Hinsichtlich der wasserführenden Systeme erfolgt die Beherrschung des Risikos einer nosokomialen
Legionellen-Pneumonie durch die Einhaltung und Umsetzung der technischen Maßnahmen, die sicherstellen,
dass Kaltwasser kalt (≤ 20 °C) und Warmwasser warm
(≥ 55 °C) geführt und eine Stagnation des Wassers verhindert wird.
Key-Points für die Praxis
- Durch die Einhaltung und Umsetzung von technischen Maßnahmen, die sicherstellen, dass Kaltwasser kalt
(≤ 20 °C) und Warmwasser warm (≥ 55 °C)
geführt wird und eine Stagnation des Wassers verhindert wird, wird das Risiko einer nosokomialen
Legionellen-Pneumonie minimiert.
- In spezifischen Situationen, wie z. B. vor Inbetriebnahme nach
Neu- / Zu- / Umbauten und bei der Sekundärprävention im Rahmen
einer Quellensuche, kann eine erweiterte Beprobung sinnvoll sein.
- Es herrscht Konsens, dass die anlasslose Probenahme und Untersuchung abzulehnen ist.
- Zur Verifizierung des erfolgreichen Betriebs eines wasserführenden Systems sind an repräsentativen
Entnahmestellen Probenahmen und Untersuchungen erforderlich.
- In jedem Fall muss vor Beprobung eines wasserführenden Systems auf Legionellen klar sein, warum die
Beprobung durchgeführt wird, welche Ergebnisse eintreten könnten und welche Handlungen sich daraus
ergeben müssen. Eine unreflektierte Wasseruntersuchung ist abzulehnen.
Interessenkonflikte
Dieses Projekt wurde durch die Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin
(zu 92,42 %) sowie die Österreichische Agentur für Gesundheit und
Ernährungssicherheit (zu 7,58 %) ohne jegliches externes Sponsoring durch die
Pharmaindustrie finanziert. Alle Autoren haben unentgeltlich an diesem Projekt mitgearbeitet.
- Florian Thalhammer: keine.
- Christoph Wenisch: keine.
- Franz Allerberger: keine.
- Petra Apfalter: keine.
- Ojan Assadian: keine.
- Rainer Gattringer: keine.
- Andrea Grisold: keine.
- Marco Idzko: keine.
- Ursula Karnthaler: keine.
- Cornelia Lass-Flörl: keine.
- Daniela Schmid: keine.
- Regina Sommer: keine.
- Günter Weiss: keine.
- Johannnes Zmill: keine.
Literatur
-
European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC):
Surveillance Atlas of Infectious Diseases.
https://ecdc.europa.eu/en/surveillance-atlas-infectious-diseases
(last accessed: 2018/04/19)
-
AGES:
Legionellen.
https://www.ages.at/themen/krankheitserreger/legionellen/
(last accessed: 2018/04/19)
-
AGES:
Nationale Referenzzentrale für Legionella-Infektionen. Jahresbericht.
https://www.ages.at/download/0/0/ad8c4cf6656f58ca977064095c897c1a338e320e/fileadmin/AGES2015/Themen/Krankheitserreger_Dateien/Legionellen/legionellose_jahresbericht_2016__2_.pdf
(last accessed: 2018/04/19)
-
Beauté J; The European Legionnaires’ Disease Surveillance Network:
Legionnaires’ disease in Europe, 2011 to 2015.
Euro Surveill,
2017; 22(27).
-
Brandsema PS, Euser SM, Karagiannis I, Den Boer JW, Van Der Hoek W:
Summer increase of Legionnaires’ disease 2010 in The Netherlands associated with weather conditions and implications for source finding.
Epidemiol Infect,
2014; 142(11):2360–2371.
-
Fink E:
Gesundheitsverhalten aus der Genderperspektive – Das Konzept des „doing genders“ und die Perspektive der Intersektionalität als Erklärungsansatz.
Gesundheitswesen,
2015; 77(11):880.
-
Sakamoto R:
Legionnaire’s disease, weather and climate.
Bull World Health Organ,
2015; 93(6):435–436.
-
Correia AM, Ferreira JS, Borges V, Nunes A, Gomes B, Capucho R, Gonçalves J, Antunes DM, Almeida S, Mendes A, Guerreiro M, Sampaio DA, Vieira L, Machado J, Simões MJ, Gonçalves P, Gomes JP:
Probable Person-to-Person Transmission of Legionnaires’ Disease.
N Engl J Med,
2016; 374(5):497–498.
-
Peci A, Winter AL, Gubbay JB:
Evaluation and Comparison of Multiple Test Methods, Including Real-time PCR, for Legionella Detection in Clinical Specimens.
Front Public Health,
2016; 4:175.
-
Blyth CC, Adams DN, Chen SC:
Diagnostic and typing methods for investigating Legionella infection.
N S W Public Health Bull,
2009; 20(9–10):157–161.
-
Mercante JW, Winchell JM:
Current and emerging Legionella diagnostics for laboratory and outbreak investigations.
Clin Microbiol Rev,
2015; 28(1):95–133.
-
Sackett DL, Richardson WS, Rosenberg W, Haynes RB:
Evidence-Based Medicine — How to Practice and Teach EBM.
New York: Churchill Livingstone; 1997. ISBN 978-0-443-05686-4
-
Mellmann A, Bletz S, Böking T, Kipp F, Becker K, Schultes A, Prior K, Harmsen D:
Real-Time Genome Sequencing of Resistant Bacteria Provides Precision Infection Control in an Institutional Setting.
J Clin Microbiol,
2016; 54(12):2874–2881.
-
Couturier MR, Graf EH, Griffin AT:
Urine antigen tests for the diagnosis of respiratory infections: legionellosis, histoplasmosis, pneumococcal pneumonia.
Clin Lab Med,
2014; 34(2):19–36.
-
Shimada T, Noguchi Y, Jackson JL, Miyashita J, Hayashino Y, Kamiya T, Yamazaki S, Matsumura T, Fukuhara S:
Systematic review and metaanalysis: urinary antigen tests for Legionellosis.
Chest,
2009; 136(6):1576–1585.
-
Pedro-Botet ML, Sabrià M:
Legionellosis.
Semin Respir Crit Care Med,
2005; 26(6):625–634.
-
Lück PC, Steinert M:
Pathogenese, Diagnostik und Therapie der Legionella-Infektion.
Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz,
2006; 49(5):439–449.
-
Robert-Koch-Institut (RKI):
Legionärskrankheit in Deutschland (2001 bis 2013).
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2015/Ausgaben/13_15.pdf?__blob=publicationFile
(last accessed: 2018/04/19)
-
Welte T, Torres A, Nathwani D:
Clinical and economic burden of community-acquired pneumonia among adults in Europe.
Thorax,
2012; 67(1):71–79.
-
Fiumefreddo R, Zaborsky R, Haeuptle J, Christ-Crain M, Trampuz A, Steffen I, Frei R, Müller B, Schuetz P:
Clinical predictors for Legionella in patients presenting with community-acquired pneumonia to the emergency department.
BMC Pulm Med,
2009; 9:4.
-
Ewig S, Höffken G, Kern WV, Rohde G, Flick H, Krause R, Ott S, Bauer T, Dalhoff K, Gatermann S, Kolditz M, Krüger S, Lorenz J, Pletz M, de Roux A, Schaaf B, Schaberg T, Schütte H, Welte T:
Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie und Prävention – Update 2016.
Pneumologie,
2016; 70(3):151–200.
-
Blázquez Garrido RM, Espinosa Parra FJ, Alemany Francés L, Ramos Guevara RM, Sánchez-Nieto JM, Segovia Hernández M, Serrano Martínez JA, Huerta FH:
Antimicrobial chemotherapy for Legionnaires disease: levofloxacin versus macrolides.
Clin Infect Dis,
2005; 40(6):800–806.
-
Garcia-Vidal C, Sanchez-Rodriguez I, Simonetti AF, Burgos J, Viasus D, Martin MT, Falco V, Carratalá J:
Levofloxacin versus azithromycin for treating legionella pneumonia: a propensity score analysis.
Clin Microbiol Infect,
2017; 23(9):653–658.
-
Cecchini J, Tuffet S, Sonneville R, Fartoukh M, Mayaux J, Roux D, Kouatchet A, Boissier F, Tchir M, Thyrault M, Maury E, Jochmans S, Mekontso Dessap A, Brun-Buisson C, de Prost N:
Antimicrobial strategy for severe community-acquired legionnaires’ disease: a multicentre retrospective observational study.
J Antimicrob Chemother,
2017; 7(5):1502–1509.
-
Varner TR, Bookstaver PB, Rudisill CN, Albrecht H:
Role of rifampin-based combination therapy for severe community-acquired Legionella pneumophila pneumonia.
Ann Pharmacother,
2011; 45(7-8):967–976.
-
Slawek D, Altshuler D, Dubrovskaya Y, Louie E:
Tigecycline as a Second-Line Agent for Legionnaires’ Disease in Severely Ill Patients.
Open Forum Infect Dis,
2017; 7(4):ofx184.
-
Teh B, Grayson ML, Johnson PD, Charles PG:
Doxycycline vs. macrolides in combination therapy for treatment of community-acquired pneumonia.
Clin Microbiol Infect,
2012; 18(4):E71–E73.
-
Massip C, Descours G, Ginevra C, Doublet P, Jarraud S, Gilbert C:
Macrolide resistance in Legionella pneumophila: the role of LpeAB efflux pump.
J Antimicrob Chemother,
2017; 72(5):1327–1333.
-
Stout JE, Yu VL:
Legionellosis.
N Engl J Med,
1997; 337(10):682–687.
-
Helbig JH, Bernander S, Castellani Pastoris M, Etienne J, Gaia V, Lauwers S, Lindsay D, Lück PC, Marques T, Mentula S, Peeters MF, Pelaz C, Struelens M, Uldum SA, Wewalka G, Harrison TG:
Pan-European study on culture-proven Legionnaires’ disease: distribution of Legionella pneumophila serogroups and monoclonal subgroups.
Eur J Clin Microbiol Infect Dis,
2002; 21(10):710–706.
-
Lanternier F, Tubach F, Ravaud P, Salmon D, Dellamonica P, Bretagne S, Couret M, Bouvard B, Debandt M, Gueit I, Gendre JP, Leone J, Nicolas N, Che D, Mariette X, Lortholary O; Research Axed on Tolerance of Biotherapies Group:
Incidence and risk factors of Legionella pneumophila pneumonia during anti-tumor necrosis factor therapy: a prospective French study.
Chest,
2013; 144(3):990–998.
-
Centers for Disease Control and Prevention (CDC):
Legionella (Legionnaires’ Disease and Pontiac Fever).
https://www.cdc.gov/legionella/
(last accessed: 2018/04/19)
-
Nguyen TM, Ilef D, Jarraud S, Rouil L, Campese C, Che D, Haeghebaert S, Ganiayre F, Marcel F, Etienne J, Desenclos JC:
A community-wide outbreak of legionnaires disease linked to industrial cooling towers — how far can contaminated aerosols spread?
J Infect Dis,
2006; 193(1):102–111.
-
Maisa A, Brockmann A, Renken F, Lück C, Pleischl S, Exner M, Daniels-Haardt I, Jurke A:
Epidemiological investigation and case–control study: a Legionnaires’ disease outbreak associated with cooling towers in Warstein, Germany, August – September 2013.
Euro Surveill,
2015; 20(46).
-
European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC):
Legionnaires’ disease in Europe 2013.
https://ecdc.europa.eu/en/publications-data/legionnaires-disease-europe-2013-0
(last accessed: 2018/04/20)
-
European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC):
Legionnaires’ disease in Europe 2013.
https://ecdc.europa.eu/en/publications-data/legionnaires-disease-europe-2014
(last accessed: 2018/04/20)
-
Valero N, de Simón M, Gallés P, Izquierdo N, Arimon J, González R, Manzanares-Laya S, Avellanes I, Gómez A:
Street Cleaning Trucks as Potential Sources of Legionella pneumophila.
Emerg Infect Dis,
2017; 23(11):1880–1882.
-
Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV):
Wassersicherheitsplan für zentrale Trinkwasser-Erwärmungsanlagen – Legionellen.
2018.
-
Centers for Disease Control and Prevention (CDC):
Legionella (Legionnaires’ Disease and Pontiac Fever) – Prevention with Water Management Programs.
https://www.cdc.gov/legionella/wmp/
(last accessed: 2018/05/23)
-
Parr A, Whitney EA, Berkelman RL:
Legionellosis on the Rise: A Review of Guidelines for Prevention in the United States.
J Public Health Manag Pract,
2015; 21(5):E17–E26.
|
published online:
7 September 2018
|
|