Intrinsic Activity, 2021; 9 (1): p1
doi:10.25006/IA.9.1-p1
| |||
PRESS RELEASE
|
| ||
Stellungnahme der Österreichischen Pharmakologischen Gesellschaft (APHAR) zu gefährlichen Falschinformationen über die Behandlung der Coronavirus-Infektion COVID-19
Österreichische Pharmakologische Gesellschaft (APHAR)
Mit großer Betroffenheit und Sorge haben wir am 4. November 2021 aus den Medien falsche Aussagen zur medikamentösen Behandlung
von COVID-19 als mögliche Alternative zur Schutzimpfung verfolgt. Unter Berufung auf Erkenntnisse von „zahlreichen Experten“
wurde behauptet, die Erkrankung könne mit „handelsüblichen Medikamenten“ wie Paracetamol, Aspirin (Acetylsalicylsäure)
oder Ibuprofen, oder gar mit Vitaminen (Vitamin C, Vitamin D) wirksam behandelt werden. Welche „Expertinnen oder Experten“
hinter diesen Aussagen stünden, wurde an keiner Stelle erwähnt, ebenso wenig Daten, welche diese Aussagen belegen.
Als Fachleute auf dem Gebiet der Arzneimittelbehandlung aus Wissenschaft und Praxis stellen wir klar, dass es sich dabei um Falschinformationen handelt, die Menschenleben gefährden können. Die erwähnten Schmerzmittel Paracetamol, Aspirin (Acetylsalicylsäure) oder Ibuprofen können in leichteren Fällen Krankheitserscheinungen wie Fieber und Schmerzen lindern. Es gibt jedoch, im Gegensatz zu den in den Medien suggerierten Wirkungen, keine Hinweise dafür, dass sie die Infektion hemmen oder gar vor einem schweren oder tödlichen Verlauf der Erkrankung schützen könnten. Auch hochdosierte Vitamine können das nicht. Trotz intensiver Forschung ist die medikamentöse Behandlung einer COVID-19 Erkrankung nach wie vor schwierig. Besondere Bedeutung hat daher die Vorbeugung durch Impfung, Schutzmaßnahmen wie Masken und Abstandhalten und durch Hygienemaßnahmen oder Kontaktreduktion. Die medizinische Forschung zur Entwicklung nachweislich wirksamer Medikamente läuft auf Hochtouren, und die Zulassung erster wirksamer, zur Behandlung von Covid-19 entwickelter Substanzen könnte in wenigen Monaten erfolgen. In diesem Zusammenhang möchten wir auch darauf hinweisen, dass es sich bei den aktuell am Markt befindlichen Impfstoffen nicht um „experimentelle Impfstoffe“ handelt. Die in Österreich verfügbaren Impfstoffe wurden wissenschaftlich und behördlich geprüft und ihre Anwendung erfolgt auf Empfehlung des zuständigen nationalen Expertengremiums. Falsche oder riskante Behandlungsempfehlungen, die aufgrund von fehlendem Fachwissen, Selbstüberschätzung oder aus anderen Motiven erfolgen, können zu großem menschlichem Leid führen und gefährden Menschenleben. Empfehlungen zur Behandlung der Coronavirus-Infektion COVID-19 sollten daher ausschließlich erfahrene Fachleute abgeben.
Ao. Univ.-Prof. Dr. med. univ. Thomas Griesbacher
Vorsitzender Facharzt für Pharmakologie und Toxikologie
Univ.-Prof. Dr. med. univ. Jörg Striessnig
Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. rer. nat. Alexandra Koschak
Dr. med. univ. Mag. pharm. Michael Pohl, Master of Public Health
Assoz. Prof. Dr. med. univ. Eva Maria Zebedin-Brandl, PhD
Ao. Univ.-Prof. Dr. med. univ. Romuald Bellmann
Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. med. univ. Markus Zeitlinger
Univ.-Doz. Dr. med. univ. Martin Brunner
Priv.-Doz. Dr. med. univ. Johannes Pleiner-Duxneuner
|
|